"Voll bio" und "nachhaltig": Grüner Datenschutz

Datenschutz und Nachhaltigkeit:
Wie passt das zusammen?

Datenschutz und Nachhaltigkeit scheinen auf den ersten Blick wenig gemeinsam zu haben – doch in der digitalen Welt sind sie tatsächlich eng miteinander verknüpft. Wie umweltfreundliche IT-Strategien, ein bewusster Umgang mit Daten und Datenschutzmaßnahmen Hand in Hand gehen können, erfährst du in diesem Beitrag.

Energieeffizienz und Ressourcensparsamkeit

Auf den ersten Blick scheinen Datenschutz und Nachhaltigkeit wenig miteinander zu tun zu haben. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Speicherung, Verarbeitung und Nutzung von Daten erfordert erhebliche Rechenkapazitäten – und diese haben direkte Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die Umwelt.

Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Welt. Sie betreiben Cloud-Dienste, KI-Modelle und sämtliche Online-Anwendungen. Doch ihre Leistungsfähigkeit hat ihren Preis: Laut einer Studie der International Energy Agency verbrauchen Rechenzentren weltweit zwischen 240 und 340 Terawattstunden Strom pro Jahr (Stand 2022) – zum Vergleich: Mit einem Terawatt kann eine Großstadt wie Berlin etwa 2 Monate mit Strom versorgt werden (Anm.: Wir haben hier ein kleines bisschen aufgerundet). Zudem sind sie für rund 1 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, wie der ökologische Fußabdruck der IT-Branche verringert werden kann. Ein Ansatz ist die sogenannte „Green IT“ – eine nachhaltigere Gestaltung von Hard- und Software. Große Technologieunternehmen investieren zunehmend in energieeffizientere Rechenzentren, modulare Hardware-Systeme und umweltfreundliche Entsorgungskonzepte.

"Sustainable Data Handling"

Dieses Konzept basiert, kurz zusammengefasst, auf drei zentralen Prinzipien:

  1. Datenqualität und -integrität: Daten müssen von der Erfassung bis zur Nutzung korrekt, vollständig und konsistent sein. Fehlerhafte oder unstrukturierte Daten führen zu ineffizienten Prozessen und unnötigem Ressourcenverbrauch.
  2. Effiziente Speicherung und Zugriff: Chaotische Datenablagen und redundante Speicherung erhöhen den Speicherbedarf und erschweren die Nutzung wertvoller Informationen. Eine strukturierte Organisation der Daten sorgt für eine bessere Nachverfolgbarkeit und verhindert unnötige Dopplungen.
  3. Zukunftssicherung der Daten: Unternehmen müssen wissen, wie und warum Daten erhoben wurden und wie sie genutzt werden können. Ohne diese Transparenz gehen wichtige Informationen oft verloren oder werden ineffektiv verwaltet.

Interessanterweise sind diese Prinzipien nicht neu – sie finden sich bereits in der DSGVO wieder: 

Artikel 5 DSGVO legt wesentliche Datenschutzgrundsätze fest, die sich fast eins zu eins mit nachhaltigem Datenmanagement decken:

  • Datenrichtigkeit (und -vollständigkeit), Art. 5 Abs. 1 lit. d DSGVO
  • Speicherbegrenzung, Art. 5 Abs. 1 lit. e DSGVO
  • Transparenz und Zweckbindung, Art. 5 Abs. 1 lit. a und b DSGVO

Effektiver Datenschutz bedeutet also nicht nur den Schutz personenbezogener Daten, sondern kann gleichzeitig dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen. Wer die DSGVO konsequent umsetzt, handelt auch nachhaltiger – und reduziert damit unnötige digitale Umweltbelastungen.

Von eResourcing bis Edge Computing

Nachhaltigkeit in der Datenverarbeitung gewinnt zunehmend an Bedeutung – und bringt innovative Ansätze mit sich. Einer davon ist „eResourcing“, ein Konzept des Fraunhofer-Instituts, das die Wiederverwendung von Daten mit Recycling vergleicht. Besonders spannend ist dabei die Frage, wie sich dieser Ansatz mit dem Zweckbindungsprinzip der DSGVO vereinbaren lässt. Da dies jedoch ein komplexes Thema ist, haben wir es in unserer Podcastfolge bewusst ausgeklammert - aber wer weiß, vielleicht machen wir noch einen eigenen Blogbeitrag zu diesem Topic!

Ein weiteres spannendes Konzept ist Edge Computing. Im Gegensatz zur Cloud werden Daten hier dezentral, näher an ihrer Quelle verarbeitet. Das spart Energie, da weniger Daten über weite Strecken in zentrale Rechenzentren übertragen werden müssen. Gleichzeitig unterstützt es den Datenschutz, da weniger sensible Informationen zentral gespeichert werden.

Auch in der Datenanalyse gibt es Fortschritte, die Datenschutz und Effizienz vereinen. Differential Privacy schützt personenbezogene Daten, indem „zufälliges Rauschen“ hinzugefügt wird, um individuelle Identifizierbarkeit zu verhindern. Federated Learning ermöglicht es, u.a. KI-Modelle zu trainieren, ohne dass Rohdaten an einen zentralen Server gesendet werden – das verringert das Risiko von Datenlecks und spart Speicherressourcen.

Diese Entwicklungen zeigen: Innovative Technologien bieten Lösungen, um beides, Datenschutz und Nachhaltigkeit, zu optimieren.

Nachhaltigkeits-berichterstattung

Datenschutz spielt eine immer wichtigere Rolle im Rahmen nachhaltiger Unternehmensführung. Besonders im Kontext von ESG (Environmental, Social, Governance) ist Datenschutz ein relevanter Aspekt:

  • Governance (Unternehmensführung): Datenschutz-Compliance ist ein zentraler Bestandteil guter Unternehmensführung. Verstöße gegen Datenschutzvorschriften können zu Vertrauensverlust, Reputationsschäden und finanziellen Risiken führen.
  • Social (Soziales): Datenschutz betrifft den Schutz persönlicher Daten und damit die Rechte einzelner Personen. Unternehmen übernehmen durch ein effektives Datenschutzmanagement Verantwortung für ihre Stakeholder und stärken das Vertrauen der Öffentlichkeit.

Neben ESG gewinnt Datenschutz auch in der nachhaltigen Berichterstattung an Bedeutung. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) verpflichten Unternehmen ab einer gewissen Größe zur Offenlegung bestimmter Datenschutzkennzahlen, etwa in Bezug auf Arbeitnehmerrechte (ESRS S1), Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette (ESRS S2) oder den Schutz von Verbraucherdaten (ESRS S4).